Die Textanalyse

Eine Textanalyse ist die Analyse eines Textes in Bezug auf inhaltliche Aussagen, Aufbau und Sprache. (Präsens!)

Einleitung

In der Einleitung werden der Verfasser, der Titel, die Textsorte, das Erscheinungsdatum bzw. der Erscheinungsort, die literaturhistorische Epoche und das Genre genannt.

Hauptteil

Im Hauptteil werden das Thema, eine kurze Zusammenfassung des Inhalts, die Welt, die Figuren, die Stationen und die Zeit erwähnt. Danach wird der Aufbau beschrieben und die Textsorte erklärt. Anschließend wird die Sprache analysiert, das heißt, die Wortwahl, den Satzbau, die Sprachebenen, die Stilmittel und die Bilder zu erwähnen. Abschließend kann die offensichtliche Absicht des Autors beschrieben werden.

Schluss

In den Schluss wird meist ein knappes Fazit oder eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse verwendet.

Anmerkungen

Stationen oder Räume sind entweder Atmosphären, Sachverhalte oder Symbole.
Figuren können mehrdimensionale oder eindimensionale Charaktere, die dynamisch oder statisch sein können, besitzen.
Der Erzähler kann auktorial, personal oder neutral sein.
Unter Zeit versteht man nicht nur die Zeit, in der die Handlung spielt, sondern auch die Gestaltung. Die Handlung kann chronologisch oder anachronisch sein, wobei letzteres meist eine Prolepse (Spoiler) oder eine Analepse (Rückblick) enthält. Auch die Erzählgeschwindigkeit, die zeitraffend, zeitdehnend oder zeitdeckend sein kann, muss erwähnt werden.
Unter Sprachebenen versteht man meist die Figurenreden. Die Figurenreden können direkte Reden, innere Monologe, indirekte Reden, erlebte Reden (der Erzähler äußert sich mit Hilfe einer Figur) und Gedanken- bzw. Bewusstseinsberichte (Sie sahen ein, dass …) sein.
Ist der Erzähler nicht in der Welt der Handlung, so ist er heterodiegetisch, andernfalls homodiegetisch.

Vgl.: Epochen und Stilmittel

Reusenheben

von Wolfdietrich Schnurre

Die Kurzgeschichte „Reusenheben“ von Wolfdietrich Schnurre ist 1949 in der Zeitung „Sie“ zum ersten Mal veröffentlicht worden. Die Epoche bildet die Nachkriegsliteratur.

Die Themen der Kurzgeschichte sind Mord und Tod, aber auch schlechte Taten der Menschen.
Im Zentrum steht Willi, ein Junge, der schulisch nicht sehr interessiert zu sein scheint, in weiterer Entwicklung sein Freund, ein Mörder, deren Beziehung und die Leichtgläubigkeit des Protagonisten.
Als Ort der Handlung dient ein Moorgebiet in einem Wald, welches an einem Fluss liegt. Die Figuren sind zum einen Willi, der leichtgläubige und sehr zuvorkommende Außenseiter, und zum anderen ein Mörder, der offensichtlich Willi nichts zu Leide tun möchte. Die erzählte Zeit umfasst wenige Stunden und fällt dabei deutlich länger aus als die Erzählzeit des Lesers.
Am Anfang steht das Schwänzen des jungen Willis im Wald. Die Binnenerzählung hingegen ist die Begegnung mit dem Mann, dem Mörder einer Frau, was auch den Höhepunkt der Geschichte darstellt. Ebenfalls gehören in die Binnenerzählung das Reusenheben der beiden Hauptpersonen auf dem Kahn des Fischers und die Gespräche der beiden.
Typische Merkmale der Textsorte sind die fehlende Einleitung und der überraschende Schluss, als der Mörder zufrieden und ohne Hintergedanken Willi ziehen lässt, obwohl dieser von der Schandtat weiß.
Auffällig ist, dass der Autor viele Interjektionen verwendet: „Ah“ [… (Zeile 172)], „Hui, hui“ (Zeile 190) und den Wortschatz des Buben eher klein ausfallen lässt: […] totgemacht [… (Zeile 51)]. Als Erzählsituation verwendet der Autor die personale Erzählsituation in der dritten Person abwechselnd mit Dialogen zwischen Willi und dem Mörder. Ein Zeitwechsel lässt sich außerdem bei spannenden Momenten erkennen.
Die Ellipse zeigt sich in Zeile 86: „Ihre Tasche noch“ […] und die Inversion, aber auch der Anapher und Parallelismus in Zeile 60: „Was suchst du hier? […]! – „Was?“ […].
Außerdem bedient sich der Autor beim Schreiben des Höhepunktes an der Verlangsamung des Erzählens und wird zunehmend detaillierter. Diese Stilmittel lassen die Geschichte spannend werden.
In gewisser Hinsicht lässt sich auch ein Konflikt erkennen, nämlich der von Neigung und Pflicht des Protagonisten. Als er sozusagen von dem Mörder entdeckt wird, erhofft er sich dadurch, dass der Mann ihn nicht verrät, und im Gegenzug wird Willi dem Mörder helfen und sein Geheimnis für sich behalten.


Abschließend vermittelt der Text die Botschaft, dass Willi die Gemeinschaft und der Mörder die Kriegsverbrecher im Zweiten Weltkrieg darstellt.
In dieser Kurzgeschichte werden die Verhaltensweisen zweier unterschiedlicher Zeitgenossen beschrieben, die im Laufe der Handlung eine Beziehung aufbauen.
In Bezug auf den Titel ist das Reusenheben eine Metapher zu dem Opfer-Einbringen, da der Charme des Mörders Willi in seinen Bann zieht und manipuliert.

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